Ein siegreicher FranzoseOriginal-Potpourri von Otto Reutter

Teich/Danner Nr.10

Da feiern jetzt die Preussen
Ein Fest so wunderschön
Mon Dieu! was soll das heissen?
Ich kann das nicht verstehen! Nein!
Wir Franzosen nur allein gewannen jegliches Gefecht,
Und zur Jubiläumsfeier haben wir das grösste Recht,
Ich leiste mehr, wie jeder Deutsche kann
Dass für die Freiheit meine Väter starben,
Dass seht ihr schon den rothen Hosen an.
Das Blut, das einst geflossen,
Ward hier hinauf gegossen.
Und überhäuft man uns mit Spott und Hohn,
Wir sind und bleiben doch die Grande Nation!
Als die Preussen frech geworden,
Dreissig Jahre sind es her -
Zogen wir nach Deutschlands Norden
Mit dem Chassepots-Gewehr
Ja, wir haben Euch geschlagen
Achtzehnhundertsiebzig
Etwas Anderes zu sagen -
Nein - Nein - Nein! Das giebt's nicht!
Wir sind die Ersten, wir geh'n voran!
Das will ich Euch beweisen - drum hört mich alle an:
Es zogen drei Heere wohl über den Rhein -
Das könn'n die verflixten Preussen nur sein.
Sie dachten, wir wär'n schon im Deutschen Land -
Drum sind sie vor Angst nach Frankreich gerannt.
Sie fürchteten sich vor'm Franzos -
Bei Weissenburg ging es dann los.

(Ein Signal ertönt)

Nun ging's bei gedämpften Trommel Klang
Vor Preussen, da ist uns noch lang nicht bang.
Die Preussen, die sind ja das Anseh'n nicht werth,
D'rum haben wir ihnen den Rücken zugekehrt.
Da streiten sich die Leut' herum
Wohl um den Werth des Glücks!
Hätten wir uns nicht herum gedreht,
Da ging es nicht so fix
Gleich nach der Schlacht bei Weissenburg
Da kam die Schlacht bei Wörth
Da hab'n wir ihnen wiederum
Den Rücken zugekehrt.
Und ein'ge Tage später war's,
Das war 'ne harte Tour -
Die Preussen packten uns sofort
Ganz derb bei Mars la Tour.
Doch so was reizt uns nicht, so was genirt uns nicht,
Deshalb braucht man nicht verdriesslich zu sein -
Wenn wir 'ne Schlacht verlier'n.
Das kann uns gar nicht rühr'n
Die nächste Schlacht bringt alles doppelt wieder ein.
Drum setzen wir uns hin
Erst auf das Kanapee
Wir stärken uns zuerst
Durch ein Diner.
Wir haben Zeit genug -
Erst kommt das Mittagsmahl -
Auf einmal rief der General! Pfui Teufel, 's ist fatal!
Kreuzbomben-Element!
Da kommt das Regiment!
Die Infant'rie - die Kavall'rie,
Wir sah'n sie 'ranmarschiren -
Potz Sapperlot - bei Gravelotte!
Da schlag' der Teufel drein -

Die Preussen komm'n - sie lassen uns
Noch nicht einmal diniern -
Sie schiessen uns - es ist zu toll -
In's Mittagessen 'rein -
Ja, beim Diner erlebt man tolle Sachen -
Schiesst nur drauf los -
Wir machen uns nix draus!
Der General fing riesig an zu lachen -
Er nahm sein Glas und rief ganz fröhlich aus
Nur noch ein Gläschen von diesem Wein!
Man braucht nicht immer der Erste sein:
Wartet jetzt blos!
Bei Sedan geht's los!
Da krieg'n wir die Preussen zu Fall!
Bei Sedan fing's dann an!
Ich sag's ungeniert -
Da habt Ihr Euch blamiert -
Ja, da hab'n wir Euch geschlagen
Ohne den Napoleum,
Denn von dem war nichts zu sehen mehr,
Der kroch im Busch herum -
Aber wir allein, ganz allein -
Das sieht jeder ein -
Wir schlugen Euch allein -
Ja, das wag' ich zu behaupten
Vor dem ganzen Publikum
Denn Ihr Preussen bei Sedan,
Ihr standet blos drum rum -
Aber Vive la France, vive la France.
Wir war'n mitten mang,
Wir waren mitten mang, Gott sei Dank!
Daraus kann man deutlich schauen,
Das die Preussen wir verhauen -
Wer's nicht glaubt, ist riesig dumm -
König Wilhelm blieb ganz heiter,
Ärgert sich auch gar nicht weiter
Und sprach zum Napoleum:
Reich' mir die Hand, mein Leben,
Komm auf mein SChloss mit mir.
Kannst mir den Säbel geben,
Denn Dir wird er zu schwer!
Der Napoleum, der ging nach Wilhelmshöh',
Denn vom Laufen thaten ihm die Beine weh.
's ist uns Alles gleich, 's ist uns ganz egal,
Denn gesiegt hab'n wir allemal.
Elsass-Lothringen hab'n wir den Preussen geben,
Denn es liegt ja so wie so daneben.
's ist uns alles gleich, 's ist uns Alles ans,
Ob wir Elsass haben oder kan's!
Und vor Freud', das uns die grosse Schlacht geglückt,
Hab'n wir den Preussen fünf Milliarden hingeschickt.
's ist uns Alles gleich, 's ist uns Alles ans,
Ob wir Geld hab'n oder kan's.
Fünf Milliarden hab'n die Preussen von uns kriegt,
Wo sie hin gekommen sind, das weiss ich nicht.
's ist uns Alles gleich, 's ist uns Alles ans,
Ob wir Geld hab'n oder kan's.
Und kommt es noch einmal zum Krieg,
Gebührt uns wiederum der Sieg,
Mit uns Franzosen rücken dann
Die Russen auf Euch Preussen an.
Drum lasst Euch nicht noch einmal schau'n,
Sonst werdet Ihr noch mal verhau'n:
Wie bei Siebzig wird der Sieg auf uns'rer Seite sein,
Denn fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

(Ein Zeitdokument - der Krieg kam und Reutter verlor fast sein gesamtes, in Kriegsanleihen angelegtes, Vermögen und .... seinen Sohn 1916)

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