Vergänglichkeit!
(Das war einmal – das war einmal.)
Original-Couplet von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 234
1.
In meinem Zimmer hängt ’ne Uhr,
die tickt und tackt in einer Tour.
Der Zeiger kündet jederzeit
Vergänglichkeit, Vergänglichkeit.
Das tickt und tackt – es ist ’ne Qual –
Es war einmal – es war einmal!
2.
Die Jahre schwinden – 's ist fatal –
man wird allmählich grau und kahl.
Die Brust wird schwach und minimal –
nur hier, (auf den Bauch zeigend) da wächst man kolossal;
auch ich war früher schlank und schmal –
(oder: Man bleibt nicht ewig schlank und schmal)
es war einmal – es war einmal.
3.
Sie müssen mal die Jette seh’n
sehr üppig im Korsette geh’n –
doch wenn Sie die dann wiederseh’n
und sie mal ohne Mieder seh’n,
da liegt die Brust im Futteral -
Es war einmal – es war einmal.
4.
Wie Wechsel schnell die Mode heut.
Mal, mal klein, mal lang, mal breit –
mal dick wie'n Fass, mal den wie'n Stock,
mal Krinolin', mal Hosen Rock –
so wechselt's immer radikal –
es war einmal – es war einmal.
5.
So'n Sommer aus der früh'ren Zeit,
wie liegt der fern, wie liegt der weit,
da warst nicht immer heiß und schwül,
da war's auch mal ein bisschen kühl,
da kam auch mal ein Wasserstrahl –
das war einmal – das war einmal.
6.
Im schönen Louvre in Paris,
den man oft ohne Aufsicht ließ,
da hing ein Bild – jetzt ist es weg –
's ist an der Wand ein weißer Fleck. –
Man weiß nicht, wer's Gemälde stahl –
es war einmal – es war einmal.
7.
Wir leben in ’ner schnellen Zeit -
die Hochzeit gestern – Scheidung heut’.
’ne Frau, die oft geschieden war,
sprach kürzlich zu ’nem Mann: „Nicht wahr,
auch Sie war’n früher mein Gemahl?
Es war einmal, es war einmal.
8.
Ein Schwindler, der sich „Graf“ genannt
ist im Gefängnis durchgebrannt.
Er ist schon einmal ausgerückt,
jetzt wird der Graf“ nicht mehr erblickt.
Jetzt ist er über Berg und Tal,
es war einmal – es war einmal.
9.
Heut’ war bei mir ein Mägdelein,
das sprach: „Ich möcht’ dein Eigen sein!“
Doch wer die Weiber kennt wie ich,
der liebt sie, doch er nimmt sie nich.
Drum dacht’ ich, als sie sich empfahl:
Es war einmal – es war einmal!
10.
’ne alte Maid steht vor Gericht.
„Wie alt sind Sie?“ der Richter spricht.
Da sagt sie: „Fünfundzwanzig Jahr!“ -
da lacht die ganze Zeugenschar.
Und gleich, so summt es durch den Saal:
Es war einmal – es war einmal!
11.
Jüngst übte Richard Wagners Sohn
von sich ’ne Komposition.
Doch als die schönste Stelle kam,
da rief ein Geiger: „Wie infam!
Das kenn’n wir schon vom Parsifal!
Es war einmal, es war einmal!
12.
Der junge König Manuel,
der tut mir leid in tiefster Seel'.
Er sitzt in einem fremden Land;
doch oftmals schaut er wie gebannt
der Richtung zu nach Portugal.
Es war einmal – es war einmal.
13.
Ein Herr spricht eine Dame an,
fragt, ob er sie begleiten kann.
„Sehr gern“ sagt sie – und beide gehn,
bleib'n endlich vor 'nem Hause stehn.
Dort sagt Sie: „Hier wohnt mein Gemahl,
es war einmal – es war einmal.“
14.
Ein Fahrgast aß auf hoher See,
auf einmal hat er Magenweh –
und es geschah, dass, als er sprach,
er seine Rede unterbrach.
Dann seufzte er: „Mein Mittagsmahl,
das war einmal – es war einmal.“
15.
Bei einer Wurst kann man nie schau’n
was drin ist. Ich hab doch Vertrau’n.
Ich nahm erst heut’ ne Wurst zu mir
und dacht’: „Sie bleibt ja doch nicht hier!
Schon morgen ist’s mir ganz egal –
Es war einmal, es war einmal.
16.
’s geht auf den Ball Frau Meyerbeer,
die Frau ist nicht die Jüngste mehr.
Trotzdem geht sie stark dekoll'tiert,
da sagt ihr Mann, den das geniert:
„Komm, deck dich zu – hier ein Schal.
Es war einmal – es war einmal.“
17.
Voll Trauer sagt Frau Rosenthal:
„Was hab' ich für 'nen Eh'gemahl,
wie war der früher lieb und nett,
es liegt er 'n ganzen Tag im Bett –
und schnarchte wie 'n Aut'mobilsignal –“
es war einmal – es war einmal.
18.
So 'n Polizeihund heutzutag
hat wenig Freud und sehr viel Plag,
muss ständig sein Geschäft verseh'n,
bleibt nicht mehr an den Ecken stehn,
läuft nicht mehr zum Laternenpfahl,
das war einmal – das war einmal.
19.
Ein junges Mädchen ward getraut,
im Hochzeitsschmucke stand die Braut,
die Gäste sang’n beim Hochzeitstanz:
„Wir winden dir den Jungfernkranz“
Dem Bräut’gam war das sehr fatal,
Es war einmal – es war einmal.
20.
So gibt’s noch Sachen ohne Zahl,
da kann man sag’n „Es war einmal.“
Doch alles nimmt ein End einmal,
drum schließe ich jetzt den Choral.
Der Text ist sowieso banal
und die Musik ist öd' und schal.
Dem Pianist, verdammt noch mal,
dem scheint die Sache nicht normal,
so hin und her – und ganz egal
„Es war einmal – es war einmal.“
Das macht ihn krank, es ist fatal,
der Mann kommt schließlich in’s Spital,
das Publikum im ganzen Saal
wird auch vor Ärger lass und fahl.
Selbst dem Direktor wird's zur Qual,
(oder: Sogar dem Vorstand wird's zur Qual)
er gibt mir schon das Schlußsignal,
drum laufe ich aus dem Lokal.
Es war, es war einmal.
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(zusätzlich auf Schellackplatte)
Es flog ein Storch nach Potsdam hin,
er hatte was im Schnabel drin,
doch voll Erstaunen hört er dort:
Die Herrschaft ist nach Danzig fort!
Wir brauchen nichts, es ist fatal!
Es war einmal, es war einmal...