Lass dir bloß die Nase ändern!
Aktuelles Ulk-Couplet. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 340

1.
Jeder las wohl schon erfreut,
Was ein Arzt erfunden beut’:
Der kuriert und färbt und ändert jede Nase.
Ob zu klein sie, ob zu groß,
Ob zu lang, zu krumm die Nos’,
Ob sie blau wie’n Fisch, ob grün wie'n Frosch im Grase,
's ist dem Doktor ganz egal – –
Jede Nase wird normal,
Prangt im Antlitz wie 'ne edle Blumenva-a-se.
Ist's Gesicht auch sonst recht wüst,
Wenn du dann die Nase siehst,
Ist die Nase in der Wüste die Oa-a-se.
Darum rat’ ich jedem, der jetzt Kummer hat,
Weil er nicht die richt’ge Nasennummer hat:
Laß dir bloß die Nase ändern!
Geh’ zum Nasendoktor 'ran.
’s ist nicht schön, so rumzuschlendern,
Auf die Nase kommt es an!
Kannst fast alles sonst bedecken,
Doch die läßt sich nicht verstecken,
Denn gerad’ die Nase prunkt
Im Gesicht als Mittelpunkt.

2.
Fräulein Treschen Schnatterbeck
Hat ein Näschen hoch und keck,
Klein und fein und weich und zart wie Seidengaze,
Jst verschnupft jahraus, jahrein —
Wenn es regnet, regnet ’s ’rein.
Trotzdem preist ihr Näschen T’reschen voll Emphase,
Schaut auf Onkel Fritz voll Grau’n —
Dessen Nas’ ist rötlichbraun.
Solche Nase kommt vom oft gefüllten Gla-a-se.
Silber in der Tasche drin
Wird Gold in der Flasche drin,
Dann wird’s Gold im Glase Kupfer an der Na-a-se.
T’reschen sprach: „Hast ein Gesicht wie’n Blumenbeet,
Worin nichts als eine einz’ge Gurke steht.
Laß dir bloß die Nase ändern!
Solche Nase wär’ mein Tod.
Wirst verlacht in allen Ländern.
Schau’, sie schämt sich — sie wird rot.“
Doch er sagte: „Laß sie funkeln,
Denn sie leuchtet mir im Dunkeln.
Deine Nas’? — um keinen Preis!
Besser rot, als naseweis.“

3.
Einen Boxkampf sah ich an.
Plötzlich schmiß der eine dann
Seinen stärker’n Gegner hin bei dem Gerase.
Doch der rafft sich auf voll Mut
Und kommt nun erst in die Wut,
Denkt: „Paß uff, wie ick jetzt mit die Kräfte aase!“
Seine Muskeln spannt er an.
Immer näher kommt er ’ran.
„Laß Dir anseh’n!“ sagt er, guckt auf seine Na-a-se,
„Siehst ein bißken bläßlich aus,
Und det sieht ja häßlich aus.
Du mußt schillern wie ’ne bunte Seifenbla-a-se.
Du gefällst mir,“ sagt er und umarmt ihn dicht.
„Hast ja sonst ein recht sympathisches Gesicht.
Laß Dir bloß die Nase ändern!
Ick verzier’ Dein Nasenjoch
Rund und bunt — mit blauen Rändern,
Immer breiter, noch und noch.
Schließlich hast Du, wenn ick rase,
Im Gesichte nischt wie Nase.
Sollst mal sehen: Die Fasson
Wird der Schlager der Saison.“

4.
Die Frau Krause in der Stadt
Ihren Mann sehr gerne hat.
Ja, sie liebte ihn, nach keinem andern sah se.
Da verreist er ein’ge Zeit,
Ließ sie in der Einsamkeit —
Und nun trat die Liebe in ’ne andre Phase.
’s kam ein Herr und bändelt’ an.
Moritz Bender hieß der Mann.
Er erreichte seinen Zweck durch süße Phra-a-se.
Schließlich kam ein Kind, o Schreck!
Nun blieb Moritz Bender weg.
Ja, nun ward Mama se und ailelne wa-a se.
Denn ihr Mann, der war verreist. Die Nachbarin
Trat herein, sah prüfend nach dem Sohne hin.
„Laß ihm bloß die Nase ändern!
Alles andre ist vom Mann.
Doch die Nase ist von Bendern,
Viel zu krumm, sie paßt nicht dran.
Alles andre ist ganz logisch,
Bloß die Nos’ ist synagogisch.
Laß sie g’rade machen schnell,
Dann ist das ganze Kind reell."

5.
’s gibt ’nen Spruch, den mancher kennt:
Eines Mannes Temp’rament
Ist nicht stark, sofern er eine schwache Nase,
Doch ’ne Nase voller Kraft
Zeugt von Liebesleidenschaft,
Kürzlicn hat verlobt sich meine junge Base.
Hase hieß der Bräutigam,
Seine Nase war nicht stramm.
Trotzdem liebt’ sie ihn und heirat’t den Herrn Ha-a-se.
Da, ’ne Freundin, naseweis,
Macht der armen Base weiß:
„Bei der Nase fehlt Herrn Hase die Eksta-a-se.“
Bei der Hochzeit küßte er sie voll Gefühl.
Trotzdem sagt sie andern morgens etwas kühl:
„Laß Dir bloß die Nase ändern!
Alle lachen mich ja aus.
Geh’ doch zu den Nasenspendern,
Such’ ’ne andre Nummer ’raus!“
Doch er tat’s nicht. Nach ’nem Jährchen
Bracht’ der Storch ein Zwillingspärchen.
„Siehst Du,“ lacht er da und spricht:
„An der Nase liegt es nicht“