Die kleine Handbewegung
ein Sensation-Prozessbericht
von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 199
Anm.: beim Singen des Refrains mache man stets die entsprechende Handbewegung
1.
Es war in einer Sommernacht
am Starenberger See.
Der Mond, erschien in voller Pracht
aus blauer Himmelshöh'.
Ein Mann, der Philipp wird genannt,
macht, dort 'ne Kahnpartie –
und sah 'nen Fischersknecht, der stand
am Ufer vis-a-vis.
Nun spürt er seines Herzens Regung.
Er winkt dem Fischer: Kommt hinein. –
Oft kann 'ne kleine Handbewegung
von ungeahnter Wirkung sein.
2.
Der Fremde sprach zum Fischersknecht:
„Ich heiße Philipp zwar.
Jedoch „Philippchen“ wär mir recht,
denn das klingt wunderbar.
Nenn' mich „Vielliebchen“, bat er dann;
doch der kannt' sich nicht aus.
Da griff ins Portmonnaie der Mann,
und holt 'ne Münze raus.
Zeigt ein Zehnmarkstück neuster Prägung,
als wollt' er sagen: Es sei dein!
Oft kann 'ne kleine Handbewegung
von ungeahnter Wirkung sein
3.
Sie saßen lang im Kahne drin, –
der Mondschein schien schon schön, –
halb zog er ihn, halb sank der hin
und keiner hat's geseh'n.
Dann sprach nach einer schwachen Stund'
der Fremde voll Begier:
„Reich' mir die Hand, mein Leben, und
kommt auf mein Schloss mit mir.“
War's nun Instinkt, war's Überlegung?
Der nahm die Hand – Sie war'n allein.
Oft kann 'ne kleine Handbewegung
von ungeahnter Wirkung sein – – – –
4.
Vergessen längst war die Geschicht'
und die Jahr um Jahr verrann.
Da meldet vor dem Schwurgericht
sich ein gebroch'ner Mann.
Er sprach: „Nie kam was Böses vor.
Sie seh'n mich schuldlos steh'n.“
Dann hob er seine Hand empor –
da war's um ihn gescheh'n:
denn durch die Finger-Niederlegung
und durch das Hochsteh'n von den zwei'n,
da kann 'ne kleine Handbewegung
von ungeheurer Wirkung sein.