Der Worte sind genug gesprochen,
Nun möcht' ich endlich Taten sehn!

Original-Couplet von Otto Reutter

Teich/Danner Nr.52

Wenn man mal in den Reichstag sieht,
Wird einem Angst und bang –
man hört dort stets dasselbe Lied –
die Zeit wird einem lang! –
Der Kläger spricht, der Richter spricht,
der Stumm bleibt auch nicht stumm, –
Sie debattieren her und hin –
und streiten sich herum. –
So geht es oft verschied'ne Wochen
da muss sich jeder eingesteh'n:
„Der Worte sind genug gesprochen –
wir möchten endlich Taten sehen!“

Es sitzt ein junges Liebespaar
im Zimmer ganz allein –
er spricht von Liebe, Treue und war.
Von Glück und Sonnenschein. –
Sie ist ganz stumm und denkt bei sich:
Was nützt der Redefluss!
Das beste mehr, er schweigt, wie ich
und – gibt mir einen Kuss!
Ihr Herz fängt stürmisch an zu pochen
und liebevoll wird er sie fleh'n:
„Der Worte sind genug gesprochen –
nun möcht ich endlich Taten seh'n!“ –

Herr Maier hat ne Tochter und
wünscht sich nen Schwiegersohn –
„Mein Töchterlein kriegt sehr viel Geld,“
sagt er zum jungen Cohn. –
Der freut sich sehr und heirat't gleich
das holde Töchterlein, –
jedoch Herr Maier mit dem Geld
stellt leider sich nicht ein. –
Drum sag Herr Cohn nach ein paar Wochen
zu seiner Frau: „Das ist nicht schön!
Mit dir hab ich genug gesprochen –
nun möcht ich gern'den Taten' seh'n!"

Zur Köchin schleicht ein Grenadier,
zur Abendzeit ganz stumm. –
Wenn ein Soldat ne Köchin liebt,
dann weiß man schon, warum! –
Sie ruft entzückt: „Mein süßer Schatz!
Ich liebe dich so sehr!“
Ihm schlägt das Herz – jedoch ihm knurrt
der Magen noch viel mehr.
Er hat den Braten schon gerochen
und muss der Küchen eingesteh'n:
„Der Worte sind genug gesprochen –
nun möcht ich gern den Braten seh'n!“

 
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