Original-Potpourri von Otto Reutter

Teich/Danner Nr.40

Ich komm direkt aus Kiautschau –
einst hatten's die Chinesen,
doch jetzt, da sind die Deutschen Herr
im schönen Kiautschau.
Ich bin der große Li-Hung-Tschang –
das heisst, ich bin's gewesen
denn ob ich es noch heute bin,
das weiß ich nicht genau.
Ich bin der arme Li-Hung-Tschang
ich hab nicht verändert, mir ist so bang –
die Jacke und die Feder
ein jeder –
sieht gleich, dass alles verschwunden fast,
der Helm auf dem Kopf ist ne große Last,
Jetzt kommt ich noch unter die Haube,
ich glaube,
das mir auch der Rock nicht recht passt.
Ganz China ist ein Bienenhaus,
die fremden Völker sind die Bienen,
Sie fliegen rein und gehen nicht raus
und saugen uns den Honig aus ung
es herrscht bei allen Staaten
ein kolossaler Hass.
Amerika will Kuba –
kurz – jeder wünscht sich was.
Doch Deutschland mag ich leiden,
das ist noch nicht so rauh,
es nimmt sich ganz bescheiden
So'n kleines Kiautschau

vom kleinen Kiautschau,
Macht man so viel Reden,
und tut, als wäre es gar so,
das kleine Kiautschau
China, China wollen Sie alle –
das haben Sie sich zu geschwor*n –
Ach, ich glaub in diesem Falle
da hat mein Kaiser rechts verlor'n
man nennt ihn den Sohn des Himmels –
dieser Spruch mir wohl gefällt –
er ist wirklich Sohn des Himmels,
sein Reich ist nicht auf dieser Welt.
Will uns einmal ein deutscher Freund besuchen,
so soll er uns gewiss willkommen sein.
Die deutsche Botschaft kam wie ungerufen,
ich lud sie trotzdem auf mein Zimmer ein.
„Ach setzen Sie sich hin doch auf mein Kanapee
und trink sie mit mir ne Tasse Tee!“
Jedoch der Botschaftsmann
nahm meinen Tee nicht an –

(Gesprochen)
"Erst abwarten und dann Tee trinken" sagte er
dann merkt ich was und sprach alsdann:
Ki -Ki- a -a -o -o - tschau - tschau,
du kommst nicht zum Vergnügen her,
du möchtest Kiautschau!
Ach! Ihr bleibt zu lang bei uns Chinesen,
ich bin doch nur ein einziges Jahr
in Deutschland mal gewesen.
Und ihr bleibt 99 Hier,
wie man gelesen hat.
Das macht zusammen 100 –
die Rechnung die ist glatt.
Die Botschaft mein:
seit unsere Freund!
Wir lieben euch, das ist des Deutschen Pflicht,
ich sprach ganz trübe:
ist das die liebe?
Die wahre Liebe ist das nicht!
Die Deutschen bleiben bei uns, denn sie sind schlau,
da fällt mir ein, es gibt in Kiautschau,
nur deutsche Männer, keine deutsche Frau,
was daraus folgt, das weiß ich ganz genau.
Denn so'n Matrose hat doch auch ein Herz,
und ne Chinesin trifft er allerwärts
und unsere Mädels, Mädel, Mädel sind so dumm,
und so'n Matrose kriegt sehr leicht so'n Mädel rum.
Wie schön war es in früherer Zeit,
dass sich das ändert, tut mir leid.
Ach unsere Kinder waren so schön
und Wunder lieblich anzusehen.
Sie kamen wie aus dem Ei gepellt
gleich mit der Gelbsucht auf die Welt.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
mir ist jetzt ums Herz so schwer,
ich glaube in späteren Zeiten
gibt's echte Chinesen nicht mehr.
Ein Auge schief, ein Auge gerad,
ein Fuß recht lang, ein Fußquadrat,
A bisserl Geld, aber bisserl weiß
A bisserl Chinesund a bisserl Preuß.
Wenn die Schwalben wiederkommen,
die werden schau'n ach Herrje
Alles hat man uns genommen.
Jetzt handle ich mit Porzellan und Tee
Prinz Heinrich kam was bekannt
nach China reinmarschiert
mit ihren hat man ihn empfangen
wie sich das auch gebührt.
Die Deutschen wollen wie man weiß,
in China jetzt regieren,
drum werden wir Chinesen uns
in Deutschland revangier'n
Ja ich zieht mit den Chinesen
nach Deutschland jetzt hinein,
und bald werd ich, sie sollens lesen,
hier in Deutschland Kanzler sein.
Den Hohenloh', den wird die Sache wohl nicht allzu sehr mit trüben,
er wär ja so wie so nicht lange mehr geblieben
ich werde Kanzler, das ist nicht wenig
und Hohenloh' wird drüben Vizekönig
in kurzer Zeit dort er den Tag bestimmen,
um auf dem Schiff nach China hin zu schwimmen.
Dann schauen die Fischer aus dem Meeresgrunde,
schauen auf den Hohenloh' mit offenem Munde,
so mancher Fisch wird sich darüber wundern,
ich glaub da wundern sich sogar die Flundern.

Nach den Klängen der Musik: „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben" marschiert

der Vortragende gravitätisch ab.

 
 
 
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