Sultan Abdul Hamid
Original-Potpourri von OTTO REUTTER.
Teich/Danner Nr.21
Was ist das? — Wer macht hier solchen Lärm
Ach ich kann es gar nicht fassen,
Nie will man in Ruh mich lassen,
Immer klopft man, hab'n Sie Worte,
Mir an meine türk'sche Pforte.
Ja, die fremden Nationen
mögen endlich mich verschonen,
Ich bin Herr im Haus und damit
Bleib ich der Sultan Abdul Hamid
Ha-Ha-Ha-Ha-Ha-Ha-Ha-Ha-Hamid.
Doch meine Lage
Ist keine Frage
Kreta, mein theures,
Mach kein Geseires.
Allah ill Allah!
Alles ist alles!
O alte Türkenherrlichkeit,
Wohin bist du entschwunden.
Denn jetzt da hat ein großer Streit
Auf Kreta stattgefunden.
Es reisst sich von den Türken los,
Daher der Name Türkenlos.
O Jerum. Jerum, Jerum,
Uns fehlt's am nervus rerum.
Da war der Prinz von Griechenland,
Der rief begeistert aus:
Jetzt wird die Sache intressant,
Ich bleib nicht mehr zu Haus.
Vom Vater riss der Sohn sich fort
Die Insel zu befrei'n
Jedoch die fremden Mächte dort
die liessen ihn nicht rein
Als sie den Prinzen sahen,
Fingen sie zu singen an:
Siehste wohl, jetzt kimmste,
große Schritte nimmste,
Doch das Ende der Geschicht,
Lieber Freund "du ahnst es nicht",
Wart' nur noch 'ne Weile
sonst kriegst du deine Keile,
Der wer sich die Insel nimmt,
Das weiss man nicht bestimmt.
Auf nach Kreta heisst es permanent
Alles »zieht sich nach dem Orient,
Und dieser Zug wird deshalb wie bekannt
"Orientzug" genannt.
Mit der Marine, die man nach Kreta führt,
Hat man Kreta bald einmarinirt,
Und die fremden Mächte leigen beieinand,
Wie der Moses vor'm gelobten Land.
Sie liegen so fröhlich beisammen
Und haben bisher uns verschont,
Doch es kann ja nicht ewig so bleiben
Hier unter dem türkischen Mond.
Guter Mond, du gehts so stille
Und bald bleibst du gänzlich stehn.
Mit des Mondes Silberfülle
Muss auch der Sultan untergehn.
Doch., wie auch das Wetter tost,
Für mich bleibt ein süsser Trost,
Schleppt man mir auch Alles fort,
Meinen Harem lässt man dort.
Ach mich zieht's mit frohem Sinn
Zu dem theuren Harem hin,
Wo ein jedes Weib sich freut,
Küss ich sie voll Zärtlichkeit..
Wenn die Blätter leise rauschen
Bei des Mondes Silberschein,
Kann ich tausend Küsse tauschen
Mit den Weibern ganz allein.
Warum hab' ich manchen Schatz?
Warum hat mein Herz
Für so viele Weiber Platz
Zu Lust und Liebes Scherz?
Warum zieht der Sultan sich
Stets so schneidig an?
Warum nennt man den Sultan
Stehts den kranken Mann?
ja warum?
Das kommt von dar Liebe
Für das weibliche Geschlecht,
Mancher hat nur eine
Und kommt damit nicht zurecht.
Wenn ich in den Harem wandere,
Dann vergess ich alles andere
Denn wer denkt beim Liebesglück
Wohl noch an die Politik?
Bei der süssen Kunigunde
Schwindet jede schwere Stunde
Und bei meiner Adelheid
Da vergess ich jeden Streit,
War denkt wohl bei der Louise
An die oriental'sche Krise
Und wer denkt bei Margaretha
An die Lage noch auf Kreta?
Geh zum Harem ich hinein,
Freut sich jedes Mägdelein.
Eine steckt mir galant
Meine Pfeife in Brand,
Eine andere im Trab
Schnallt den Säbel mir ab.
's ist famos - ich denk bloss:
Wie Gott will — ich halt still!
Dies Geherz', dies Gescherz’,
Dies Geküss', es sit süss,
Eine dreht mir den Bart
Eine streichelt mich zart,
Eine küsst mich galant.
Eine setzt sich gewandt
Auf den Schoss — ich denk’ bloss:
Wie Gott will — ich halt still!
Ich kose, ich küsse, ich scherze.
Und wenn mein Eunuche das sieht.
Dann wird ihm so eigen um's Herze
Dann singt er das herrliche Lied:
Ach könnt’ ich noch einmal so lieben
Wie damals im Monat Mai,
Die Sehnsucht allein ist geblieben,
Die herrliche Zeit ist vorbei!
Sie seh'n, so ein Sultan dar hat es sehr schwer.
Ei waih!
Er sorget um das Wohl seines Landes sich sehr.
Ei waih!
Drum singe und seufze ich immerzu;
Wann hat denn nun endlich Europa Ruh
Und wann lässt es in Ruh’ die Türkei,
Ei waih, ei waih, ei waih!
Mein Schmerz ist gross,
Aber so red' ich bloss,
Wenn ich vor'm Volke steh',
Das stärkt mein Renommée,
Wenn ich alleine bin.
Aendert sich mein Sinn.
Die Türkei
Ist bloss so nebenbei
Mein Hauptpläsir
Ist der Harem hier.
Das ist's famos.
Da ist was los.
Viele Mägdelein,
Sauber und fein,
Ich lad' sie ein,
Kommen Sie mit 'rein.
's ist ein feines Haus.
's sieht sehr nobel aus,
Da woll'n Sie nicht mehr raus,
Jetzt ist's aus.
Ich muss jetzt geh'n.
Ich bleib' nicht mehr steh'n,
Auf Wiederseh'n