1. Bei der Inflationsmisere
war’n wir alle Milliardäre.
Auch beim Ärmsten hat’s gereicht –
das war leicht.
Doch seit Rentenscheine gelten,
da ist eine Mark schon selten,
werd’n Sie jetzt mal Milliardär –
das ist schwer!
2. Treu zu sein mit sechzig, siebzig,
wo man schon ganz ausgeliebt sich,
sowieso nichts mehr erreicht –
das ist leicht.
Doch treu sein mit zwanzig, dreißig,
wo das Herz noch jung und fleißig,
dann nicht schau’n nach ander’n mehr –
das ist schwer.
3. Vater sagt zum Söhnchen: „Eben
hat der Storch was abgegeben.
Eine Schwester dir gereicht –
das ist leicht.
Doch das Söhnchen sagt: „Mein Bester,
warum zeigste nur die Schwester?
Bring doch mal den den STORCH hierher!“
Das ist schwer.
4. Hast du, weil dein Weib dir ferne,
mal ein junges Mädchen gerne,
küsst sie, bis der Tag verstreicht –
das ist leicht.
Doch erwischt dein Ehedrache
dich dabei und sagt aus Rache:
„Komm, küss MICH gleich hinterher!“
Das ist schwer!
5. Wer den Harem tat besuchen,
sah dort früher die Eunuchen.
Einer werd’n ist bald erreicht
das ist leicht.
Doch jetzt nach des Harems Ende
steh’n sie da, sie ring’n die Hände,
möchten werden wie vorher –
das ist schwer.
6. Tänzerinn’n sieht man oft schweben,
die ein Bein nach oben heben
und nicht fallen. Ei mir deucht:
Das ist leucht!
Aber sich DIE Mühe geben
beide Beine hochzuheben
und dann nicht fallen hinterher –
das ist schwer....
7. Vor den Wahlen was versprechen
und nachher sein Wort zu brechen,
wenn man erst sein Ziel erreicht,
das ist leicht.
Doch im Eifer nicht erkalten –
nicht nur VORHER Reden halten,
sie auch HALTEN hinterher,
das ist schwer.
8. Nur bei uns zu späh’n nach Waffen
und sie selbst nicht abzuschaffen,
da ist mancher drauf geeicht,
das ist leicht.
Doch auch SELBER abzurüsten
und sich DANN hier einzunisten
ohne Pulver und Gewehr,
das ist schwer.
9. Fremd zu sein - von weither kommen -
hier vom Staat wird’s Geld genommen,
bis Millionen man erschleicht,
das ist leicht.
Doch als DEUTSCHER was erreichen,
`nen Minister zu erweichen,
daß er dir zehn Mark bescher’ –
das ist schwer.
10. Einen hohen Berg erklimmen,
durch den Ozean zu schwimmen,
bis man völlig durchgeweicht,
das ist leicht.
Aber nach Berlin zu gehen,
am Potsdamer Platz zu stehen,
rüber kommen kreuz und quer,
das ist schwer!
11. Mancher Alte ohne Tugend
um zu scheinen voller Jugend
färbt sein Haar, wenn es erbleicht.
Das ist leicht.
Lüg doch nicht in alten Jahren!
Glaubst du, mit gefärbten Haaren
kannst du lieben wie vorher?
Das ist schwer.
12. In Wien sprach Professor Steinach:
„Jedem folgt ein zweiter Mai nach,
dem mein Mittel ich gereicht.
Das ist leicht.
AND’RE willst du stets verjüngen.
Mach’s bei DIR vor allen Dingen –
komm DU erst als Jüngling her –
Das ist schwer.
13. Wenn ein Dieb auf nächt’gen Reisen
öffnet einen Schrank von Eisen,
mit dem Geld von dannen schleicht,
das ist leicht.
Aber ist trotz Brechen, Biegen
dieser Schrank nicht aufzukriegen
und MIT Schrank verschwindet er,
das ist schwer.