`n bißchen Arbeit muss der Mensch doch haben!
Original-Vortrag. Text und Musik von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 358

1.
Im Paradies war Adam erst allei-ei-ne
er gähnt behaglich: "Was hier ist, ist mei-ei-ne."
da sagte Gott: "Der Mann ist zu zufrie-ie-den,
Das langweilt ihn - ihm sei ein Weib beschie-ie-den.
Dann kriegt er Streit um alle Gottesga-a-ben -
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben!

2.
Wie gut haben`s heut gewisse Aufsichtsrä-ä-te,
jüngst saßen sie beisammen noch abends spä-ä-te.
Sie sagten: Wir bekommen heut die Tantie-ie-men
Nun schaffen wir, sonst müssten wir uns schä-ä-men
worauf sie sich ins Weinlokal bega-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

3.
Erst hat 'ne Dame den „Kanal“ durchschwo-om-men,
dann ist ein zweiter schneller angeko-om-men.
Auch der ist überholt, 's wird immer kra-as-ser,
bald liegt die ganze Zukunft auf dem Wa-as-ser,
und jeder übt im eig'nen Wassergra-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

4.
Wer 'ne Revue schreibt, braucht sich nicht zu quä-ä-len,
die ganzen Tricks kann aus Paris er steh-eh-len.
Auch die Musik ist nachempfunden lei-ei-der,
den Stoff, den kurzen, liefert ihm der Schnei-ei-der,
er tritt nur raus, sich am Applaus zu la-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

5.
's gehn in Marienbad viel Leut' spazie-ie-ren,
sie hab'n ihr Fett und möchten's gern verlie-ie-ren.
Sie tun doch nichts, gehn langsam und verdro-os-sen,
bloß, wenn sie früh den Brunnen dort geno-os-sen,
dann regt sich was, – da fang'n sie an zu tra-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

6.
Zwei Strolche sah ich aus der Kneipe wa-an-ken,
„Ihr Tagediebe“, fing ich an zu za-an-ken.
Da lachten sie: „Wir stehl'n doch nicht bei Ta-a--ge,
da ruh'n wir aus bei festlichem Gela-a-ge,
und bloß des Nachts, da stehl'n wir wie die Ra-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

7.
Die Reichsbehörde rührt mich oft zu Trä-ä-nen,
in den Büros, da sitzen sie und gäh-äh-nen,
doch kürzlich gab's 'ne Arbeit von Bedeu-eu-tung:
ein Kreuzworträtsel fand'n sie in der Zei-ei-tung,
in dessen Lösung hab'n sie sich vergra-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

8.
Die Frauen werden oft phlegmatisch in der E-e-he,
will er sie küssen, sag`n sie: (Gähnend) „Es gesche-e-he."
Ihr macht`s dem Mann zu leicht, müsst mit ihm ri-in-gen!
Der Mann will stets aufs neu' die Frau bezwi-in-gen,
liebt nicht die Frau'n, die sich zu schnell erga-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

9.
Im Reichstag traf ich neulich viele Leu-eu-te.
Ich frug: „Womit beschäft'gen sie sich heu-eu-te?"
Mit Pinsel, Farben schien` sie was zu pla-a-nen.
Sie sagten: „Wir entwerfen neue Fah-ah-nen
für Preußen, Baden, Bayern und für Schwa-a-ben!"
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

10.
'nen Kommunistentag ich heute fra-a-gen:
„Was werd'n Sie morgen denn im Landtag sa-a-gen?“
„I“, sagte er, „da werd' ich gar nichts re-e-den,
sie seh'n, ich übe mich zu neuen Feh-eh-den, (das Schlagen markierend)
will dort die Ordnung etwas untergra-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

11.
`s gibt Frauen in Café's und Weinloka-a-len,
die sich dort pudernd, das Gesicht bema-a-len,
die vor den Gästen dort sich nicht genie-ie-ren.
Bald werden sie dort den Bubikopf frisie-ie-ren,
und sich die Haare aus dem Nacken scha-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

12.
Einst fuhr auf ewig man zur Grube nie-ie-der.
Heut` kehrt der Geist durch Spiritismus wie-ie-der.
Zur Abwechslung besucht man mal die Seiei-nen.
Warum soll`n wir nicht ab und zu erschei-ei-nen?
Wir hab`n ja nicht zu tun nach dem Begra-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

13.
Was heut' die Ärzte alles ausprobie-ie-ren!
bald werd'n sie ganze Menschen fabrizie-ie-ren.
Künstliche Menschen werd'n die neu'ste Mo-o-de;
doch ich lob` mir die frühere Metho-o-de.
Schafft wie bisher die Mädchen und die Kna-a-ben,
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.

14.
Da capo:

Ich sing' hier oben meine neusten Sa-a-chen,
ob gut, ob schlecht – Sie unten können la-a-chen,
denn Sie tun nichts, Sie sitzen auf den Hä-än-den,
ich muss er schwitzen, meinen „Geist“ verschwe-en-den.
Drum danken jetzt für meine Geistesga-a-ben! (Das Applaudieren markierend)
denn `n bißchen Arbeit muss der Mensch doch ha-a-ben.