Das liegt so nah und keiner denkt daran.
Originalvortrag. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 351

1.
Man stellt oft Fragen, dumme und gescheute –
ist auf die Lösung einfach oft und glatt,
Man denkt nicht dran – zum Beispiel frug mich heute
ein Mann um Rat, der Hühneraugen hat.
Dagegen kann doch nur ein Mittel taugen:
Man läßt den Fuß einschlafen – und alsdann
fall’n ihm von selber zu die Hühneraugen,
das liegt so nah und keiner denkt daran.

2.
So mancher ist des Lebens überdrüssig,
möchte’ uns befrei’n von seiner Gegenwart.
Doch wie geschieht’s? Da ist er oft nicht schlüssig,
denn schmerzhaft ist fast jede Todesart.
Willst du den Himmel schmerzlos dir erwerben,
fahr’ nach Italien, sieh Neapel an!
Du weißt, es heißt „Neapel seh’n und sterben!“ –
Das liegt so nah und keiner denkt daran.

3.
Einst sagten zu Columbus viele Neider:
„Wir hätten AUCH entdeckt die neue Welt.“
Er nahm ein Ei: „Ihr geist’gen Hungerleider,
stellt’s auf die Spitze!“ – ER hat’s hingestellt.
„So“, sprach er, „ist’s im großen wie im kleinen –
JETZT könnt ihr’s auch, in Zukunft redet man
von keinem Ei so viel wie von dem meinen.“ –
Das liegt so nah und keiner denkt daran.

4.
Es gibt auch heute Spielklubs, äußerst viele –
doch wer gewinnt? Ein alter Spruch beweist:
Pech in der Liebe bringt und Glück im Spiele,
was manchen Eh’mann viel Erfolg verheißt;
er braucht nur, wenn er abends mal im Winter
den Klub besucht, sein Weibchen bitten dann:
„Betrüg’ mich schnell ein bißchen!“, dann gewinnt er –
Das liegt so nah und keiner denkt daran.

5.
's gibt schwarz-weiß-rot und schwarz-rot-goldene Fahnen –
der dritte wählt sie blau, der vierte grün, –
„Nehmt alle Farben“, möcht' ich euch ermahnen,
wie'n Regenbogen muss 'ne Fahne glüh'n.
Dann gibt's keinen Streit, dann heilen alle Narben –
das passt für jedes, jeder singt als dann:
„ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben“, –
das liegt so nah und keiner denkt daran.

6.
Acht Stunden Arbeit wird als Recht bepfunden –
trotzdem hab’n wir nur einen Präsident.
Wir brauchen dreie, jeden für acht Stunden –
wählt drei verschied’ne aus dem Parlament!
Von rechts, von links und einen aus der Mitte,
der zweite korrigiert den ersten dann,
und was der zweite macht, verpfuscht der dritte, –
das liegt so nah und keiner denkt daran.

7.
Gott schuf die Welt sehr eilig in sechs Tagen.
„Da fehlt noch was“, dacht’ er, als er geruht.
Das war die Frau. Die schuf er mit Behagen –
und die gelang ihm dann besonders gut.
Nun schafft er fort, für jeden schafft er eine –
und glücklich wird dadurch ein jeder Mann
Jetzt frag ich bloß: „Warum schafft er sich sich keine?“
’s liegt doch so nahe und er denkt nicht dran.

8.
Vom Steinach hat man lange nichts gelesen
Das war der Mann mit der Verjüngungskur.
Ich bin vor kurzem noch bei ihm gewesen,
er sollte mir verjüngen die Natur.
Als ich ihn sah, ward mein Vertrau’n geringer, –
Ein müder Greis kam zitternd zu mir ran
Da dacht’ ich mir: „Mach dich erst erst selber jünger“,
das liegt so nahe und er denkt nicht dran.

9.
Ein Ehemann liegt auf den Tod darnieder,
sein Weibchen sitzt am Bett voll Herzeleid.
Sie schluchzt: „Leb wohl! Wir seh’n uns oben wieder!“
Er denkt: „Das dauert noch 'ne Ewigkeit.“
Sie weint: „Im Himmel bin ich wieder bei dir,
o stürbe ich doch bald!“ Da stöhnt der Mann:
„Häng dich doch auf, biste gleich wieder bei mir.“
Das ist so einfach uns sie denkt nicht dran.

10.
Es gibt ’nen Spruch, ich sag’ ihn im Vertrauen,
denn dieser Spruch klingt etwas ungalant,
man sagte früher oft von manchen Frauen:
„Lang sind die Haare, kurz ist der Verstand.“
Doch heut’ sieht man so manche Frau auf Erden,
die kommt mit kurz geschor’nen Haaren an.
Nun könnte der Verstand doch länger werden,
das liegt so nahe und sie denkt nicht dran.

11.
Sehr weit sind heute schon die Herr’n Doktoren.
Ein alter Arzt probiert jahraus, jahrein,
macht künstlich Glieder, Rümpfe, Nasen, Ohren –
sein junges Weib, das sitzt zuhaus allein.
Er prahlt: „Ich mach, die Menschheit fortzupflanzen,
fast jeden Menschenteil!“ – Sie schaut ihn an:
„Machst immer Teile, mach doch mal ’nen ganzen!“
Das liegt so nahe und er denkt nicht dran.

12.
Ach, seit dem Krieg veränderte sich alles –
es herrscht jetzt sehr wie Elend auf der Welt.
Die armen Leute hab'n den größten Dalles
und grad die Reichen hab'n das meiste Geld.
(Nach vorn auf die besseren Plätze zeigend.)
Wie aber tun, als wär' das unerquicklich –
„Geld macht nicht glücklich“, sagt so 'n reicher Mann.
Schmeiß doch den Krempel weg! – Dann bist du glücklich!
Das liegt so nahe und er denkt nicht dran.

13.
In den Revuen Berlins gibt’s schöne Weiber –
die hat die heile Welt noch nicht geseh'n.
Die Frau’n beschau’n die Kleider dieser Leiber –
die Männer find’n das Unbedeckte schön.
Ein Eh’mann sah durch’s Glas so auf die Beine.
„Komm schnell nach Haus!“ sagt SIE empört alsdann.
Schwärmst du für Beine, dann beguck dir meine!“
Die lieg'n so nahe und sie denkt nicht dran.

Eventuelle Da-Capo-Strophe:

ich traf ihr heut' 'nen alten Junggesellen:
„Ich führ' jetzt selbst die Wirtschaft“, klagte er,
„Das fällt mir ziemlich schwer in manchen Fällen –
hatt'früher 'n Diner, dazu langt 's nicht mehr.“
Ein Diener? Solch ein Wunsch ist gar kein kühner –
den kann sich leisten hier der ärmste Mann;
auch ich empfehl' mich jetzt (entsprechende scherzhafte Verbeugung) mit einem „Diener“ –
das liegt so nah und keiner denkt daran.

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