Nun weißt du Bescheid
Original-Couplet von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 229

1.
Wenn's jemand durch Arbeit zu etwas gebracht,
betrachtet so'n Geck ihn verächtlich und lacht:
„Der Mann hat Glück und 's Geschäft hat geklappt,
ich kenn ihn von früher, da hat er nichts gehabt.“ –
Dann würde ich sag'n zu solch traurigem Held:
„Du Nichtsnutz, du lebst ja von Vater'n sein'm Geld.
Wenn du nichts gehabt hätt'st von früherer Zeit,
dann hätt'st du heut' auch nichts – nun weißte Bescheid.“

2.
Ein Luftschiffer sagt mir: „In nächster Saison,
Da geht es zum Nordpol mit meinem Ballon.
Wir fahren von Deutschland – 's gar nicht so weit –
Direkt bis zum Nordpol – ich weiß schon Bescheid.“
Da sagt ich ihm lachend: „Ihr seid wohl verdreht.
's klappt ja nicht mal, wenns nach Bitterfeld geht.
Macht erst mal in Deutschland die Sache all right –
Und dann fahr zum Nordpol – nun weißt du Bescheid.“

3.
Ein Herr auf 'nem Ball hat 'ne Dame geseh' n –
der wollt er sofort seine Liebe gestehn.
Da sagt ihm sein Freund: „Du, das täte Dir leid.
Sie hat einen Fehler – Du weißt nicht Bescheid.“
„Das glaub ich nicht,“ sagt er – und blieb bei Ihr stehn.
Da sprach sie: (lispelnd, mit der Zunge an stoßend) „Man sehnt sich so sehr, Sie zu seh'n –
Sie sind stets so selten – Sie sind so zerstreut.“ –
Da sprach er: „Ich danke, nun weiß ich Bescheid.“

4.
Es gab bei 'nem Ehepaar kürzlich Radau.
Die Frau schlug den Mann und der Mann schlug die Frau.
„Du gabst mir 'nen Rippenstoß,“ sagt sie und schreit:
„Jetzt die ich zum Richter – nun weißt du Bescheid.“
„Das wird dir nicht helfen,“ sagt er da und lacht,
„Ihr Frau'n seit aus unserer Rippe gemacht.
Du bist meine Rippe – da gibt's keinen Streit –
und die darf ich stoßen – nun weißt du Bescheid.“

5.
Es sagt voller Würde der Vater zum Sohn:
„Ich warn Dich – Du bist 20 Jahre jetzt schon
Und noch nicht zu ständiger Arbeit bereit –
Mit Wein nur und Weibern, da weißte Bescheid.“
Da sagte der Sohn: „Sei nicht böse auf mich.
Ich hörte, du warst früher auch so wie ich –
Und wenn`s noch so ging wie in früherer Zeit,
Dann wärst`du noch heut so – nu weißte Bescheid.“

6.
'ne höhere Tochter, die sagt zur Mama:
„Ich war heut in Gesellschaft – denk an, was geschah:
Die anderen Mädchen, wie war`n so gescheut –
Die wussten so manches – ich wußt nicht Bescheid.“
Da sagt die Mama: „Später sag ich`s Dir schon.“
Und schickt die Tochter in eine Pension. –
Uns als sie zurückkam, da flüstert die Maid:
„Brauchst mir nichts mehr erzählen, jetzt weiß ich Bescheid.“

7.
Herr Krause ist schlecht – und der ruft, weil er reich,
zur schneller'n Gesundung vier Ärzte zugleich.
Er sagt zu den Vieren: „Nicht wohl ist mir heut.“
Nun sagt jeder was andres – 's weiß jeder Bescheid.
„Sie haben die Masern“ – „Sie haben Gicht.“ –
„Sie müssen sich schonen“ – „Bitte, schon'n Sie sich nicht“ –
„Bleib'n Sie ja hübsch zu Hause“ – „Verreisen Sie weit“ –
„Ich danke,“ sagt Krause – „nun weiß ich Bescheid.“

8.
In England das sind jetzt die Frauen empört.
Hätt' ich solchen Drachen, dann hätt' ich belehrt:
„Ihr flickt in Versammlung'n dem Mann was am Zeug.
Flickt lieber zu Hause sein Zeug, aber gleich.
Amme Rock fehlt ein „Hängsel“ – und da, guck mal hier –
an der West' fehlt ein Knopf – an der Hose fehl'n vier –
nun koch' nicht vor Wut – koch' zur richtigen Zeit –
und leg den Jüngsten rasch trocken – nun weißte Bescheid.“

9.
Es ist in den jeden ein Buch jetzt zu schau'n –
das heisst: „Das gefährliche Alter der Frau'n.“
„Wann ist bei den Frau'n Anfangszeiten oben, frug ein Jüngling mich heut,
„'s gefährlichste Alter – ich weiß nicht Bescheid.“
„'s gefährlichste Alter,“ sagt ich, „das es gibt,
das ist stets die Jugend – denk, du sei'st verliebt
in eine nicht ganz sechzehnjährige Maid –
das ist sehr gefährlich – nun weißte Bescheid.“

10.
Die alte Frau Meier, die ruft Ihrem Mann:
„Komm knöpf mir de Bluse – ich kann hinten nicht ran.“
Doch er sagt: „Die Haken und Ösen am Kleid
Sind alle ganz hinten – ich weiß nicht Bescheid.“
„Ja,“ sagt sie da schippisch – „das glaub' ich Dir schon.
Aber bist du einmal bei 'ner jungen Person
Und sollst da was knöpfen – da tut`s Dir nicht leid –
Da kommste gesprungen – da weisste Bescheid.“

11.
Ich hab eine Braut, aber eins macht mich wild,
Sie trägt ein Reformkleid, das alles verhüllt!
Ich seh' gern vorher von der reizenden Maid
die Büste, die Haltung – und weiß nicht Bescheid.
Da sagt mir mein Freund: „Du, ich hab 'ne Idee –
die abends mit ihr ins Theater paré –
da trägt sie nach Vorschrift so'n Ausschnitt am Kleid.
Den guckst du dir an – und dann weißte Bescheid.“

12.
Mama reist zur Tochter – sagt zornig zu Ihr:
„'ne sehr feine Sache erfahr ich von Dir –
'ne sehr reine Sache“ – doch da sagt die Maid:
„Das ist meine Sache – nun weißt du Bescheid.“
„Das ist seine Sache?“ sagt da die Mama.
„Das ist seine Sache, wozu ist er da?
'ne ganz kleine Sache, die liegt da und schreit,
Das ist keine Sache, nu weisste Bescheid.“

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