Gründ'n wir 'ne G. m. b.
Original-Vortrag. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 332

1.
Ach, wie sind die Zeiten schwer!
's langt nicht für 'ne Zeitung mehr,
'n Ausweg muß man finden,
's wohn'n fünf Mieter in 'nem Haus,
„Kinder", ruft der erste aus,
„Woll'n wir uns verbinden
Sind ein Abonnentenstamm,
Schmeiß'n wirs Geld zusamm'.
Gründ'n wir 'ne G. m. b. H.,
Jeder liest die Zeitung da,
Morgens ich, zum Frühstück er,
Mittags Du, nachmittags der,
Und wenn's dann der fünfte hat,
Kommt schon wieder 'n neues Blatt,
's alte Blatt verteilen wir,
Denn jeder braucht Papier."

2.
Lebensmittel kosten viel,
's ist jetzt schon ein hohes Ziel,
Seh'n wir'n Hering liegen.
'ne Familie zählt ihr Moos
Und dann jubeln Klein und Groß:
„Einen könn'n wir kriegen!
Sei'n wir friedlich wie ein Lamm,
Schmeiß'n wirs Geld zusamm'.
Gründ'n wir 'ne G. m. b. H.,
Den Hals kriegt die Giesela,
Kurt frißt sich am Rogen dick,
Else kriegt das Mittelstück,
Vater sucht am Kopf sein Heil,
Mutter kriegt das Gegenteil,
Gretchen zahlt nichts, die lebt knapp,
Die lutscht die Grätchen ab."

3.
Im Geschäft drei Freunde steh'n,
Woll'n 'nen Anzug, doch sie seh'n,
's -klebt der Preis, der neue.
„Gut", sagt einer „einerlei,
Wozu brauchen wir denn drei?
Einer langt für dreie,
Damit komm'n wir auf 'n Damm,
Schmeiß'n wirs Geld zusamm'.
Gründ'n wir 'ne G. m. b. H,
Der geht aus und der bleibt da,
Und der dritte liegt im Bett,
Und im Sommer, da wird's nett:
Heinrich badet, ich sitz' bloß
Vor der Tür in West' und Hos',
Karl guckt oben aus dem Stock,
Da braucht er bloß 'nen Rock."

4. Tabak kost't heut' allerhand,
Vor'm Zigarrenladen stand
Vater und drei Söhne
Und der alte Großpapa,
Zählten ihre Barschaft da,
's langte g'rad für eene.
„Also", sagt der Ält'ste stramm,
„Schmeiß'n wirs Geld zusamm'.
Gründ'n wir 'ne G. m. b. H.,
Vater, Söhne, Großpapa.
Erst blas' ick die Wolken hoch,
Paul, der Jüngste, der schnappt Rooch,
Der Zweetjüngste leckt mal dran,
Vater roocht das meiste dann,
Großpapa kommt hinter ihm,
Der kriegt den Rest als Prim."

5.
Kaffee steht heut' hoch im Preis —
Man verkauft ihn bohnenweis
Dort, wo ich jetzt wohne,
's waren da fünf Sachsen drin,
Einer sprach nach langem Sinn'n:
„Koofn wir uns 'ne Bohne.
Jeder zahlt een Milligramm,
Schmeiß'n wirs Geld zusamm*.
Gründ'n wir 'ne G. m. b. H
Diese Bohne nehm' wir da,
Tun sie an 'nen Faden d'ran,
Tunk'n sie in warm Wasser dann —
Jeder trinkt fünf Schälchen aus,
Dann ziehn wir sie wieder raus.
Wenn man die nicht mahlt vorher,
Braucht man keene mehr."

6.
Heut' 'ne Liebschaft preßt uns aus.
Sechs Kommis im Warenhaus
Liebten eine Hexe.
Ursula hieß die Mamsell -
„Teil'n wir sie uns sexuell",
Sagten sich die Sechse.
„Jeder zahlt mal für Madam,
Schmeiß'n wirs Geld zusamm*.
Gründ'n wir 'ne G. m. b. H.,
Jeder küßt die Ursula,
Montag Fritz und Dienstag Franz,
Mittwoch, da besucht sie Hans,
Donnerstag geht Arthur hin,
Freitag ist der Josef drin,
Sonnabend ist Max dabei —
nd Sonntag hat sie frei."

7.
Ja, so geht's im Deutschen Reich —
Bald ist nicht ein Deutscher reich
Wie soll man das ändern?
Nicht nach Auslandhilfe schau'n,
Mög' der Reichstag sich vertrau'n
Und nicht andern Ländern.
Mög' er schreiben aufs Programm:
„Tun wir uns zusamm':
Gründ'n wir 'ne G m. b. H
Pfeif'n wir auf Amerika
Und auf den neutralen Quark —
Helfen wir uns, das macht stark.
Sind sich einig Land und Stadt,
Komm'n wir durch, dann werd'n wir satt
Und leb'n billig miteinand'
Im „teuren" Vaterland."