Der muss wohl aus Versehen da reingekommen sein
Original-Vortrag. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 308

1.
Nach fremden Geldern harschen,
ist heute aktuell.
Es greift in fremde Taschen
so mancher Gauner schnell.
Erholt im Handumdrehen
sich einen blauen Schein,
der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.

2.
Ich traf 'nen Komponisten,
„Dein Werk,“ so rief ich aus,
„du darfst dich nicht entrüstet,
es ist ein Lieder-Strauß.
Nur mittendrin tat stehen
ein Einfall, der war dein,
der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.“

3.
Ich sagt' zu einem Sänger:
„Du singst, es ist ’ne Qual.“
Er bat mich: „Red’ nicht länger,
die Schuld liegt an der Wahl.
Ich wollt’ nicht wählen gehen,
die Stimme geben, nein!
Nun muß sie aus Versehen
mit reingekommen sein.“

4.
Ich rauchte 'ne Zigarre.
Was ich darinnen fand?
Kraut, Wolle, Laub und Haare –
und schließlich, wie frappant,
wie soll ich das verstehen?
Ein Tabakblatt, ganz klein,
das muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.

5.
„Weiß nicht, was soll's bedeuten,“
dann einst die Lorelei.
Heut' sinnt sie in die Weiten
und singt ein Lied dabei:
„Was sind das für Armeen,
zog dort der Feind hinein?
Der muss wohl aus Versehen
zum Rhein gekommen sei.“

6.
Man liest mit Weh und Bangen
jetzt stets das gleiche nur:
„Ein Raubmord ist begangen,
vom Täter keine Spur.“
Doch kürzlich ist's geschehen,
da sperrt man einen ein,
der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
7.
Es schwört die Braut dem Schatze:
„Bin Jungfrau, glaub’ es mir!“
Sie schwört’s bei jedem Schmatze.
Da kommt er mal zu ihr,
sieht dort ’ne Wiege stehen,
hört einen Jungen schrei’n,
der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.

8.
Man fahndet bei 'nem Bauern
nach Schweinen überall.
Er sagt: „Ich muss bedauern,
hab keine Sau im Stall.“
Da quiekt, bevor sie gehen,
gerad' im Salon ein Schwein,
das muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
9.
’ne Streichholzschachtel nahm ich,
es waren fünfzig drin.
Doch keinen Brand bekam ich,
schon nahm ich’s letzte hin.
Da endlich ist’s geschehen,
das gab ’nen Feuerschein,
das muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
10.
’s hält auf dem Schoß den Enkel
der liebe Großpapa.
Doch plötzlich auf dem Schenkel,
fühlt er was Nasses da.
’s ist ein Malheur geschehen,
ein Fleck ist auf dem Bein,
der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.

11.
Ein Schieber, unverdrossen,
flog jüngst zum Himmel auf.
Kam, weil er vorn verschlossen,
von hintenrum herauf.
Der Petrus sieht ihn stehen:
„Die kam denn der hinein?
Der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.“
 
12.
Der Hausfreund geht zum Weibchen,
da kommt ihr Mann – o weh!
Das ungetreue Täubchen
liegt auf dem Kanapee.
Der Gatte, der bleibt stehen,
„Da guckt ja noch ein Bein!“
Das muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.

13.
Es ist jetzt reich geworden
so mancher eitle Fand.
Geht rum mit Band und Orden
und tut sehr elegant.
Klemmt vorm Spazierengehen
sich noch's Monokel ein,
das muss wohl aus Versehen (aufs Auge deutend)
da reingekommen sein.
 
14.
Ein Lehrer, der sehr strenge,
auf dem Katheder thront,
erklärt der kleinen Menge
die Mär vom Mann im Mond.
„Wie ist das wohl geschehen?“
Da sagt ein Kind, ganz klein:
„Der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.“

15.
„Streik!“ – Schallt es laut und schaurig
und die Fabrik ist leer.
Der Fabrikant geht traurig
im öden Raum umher.
Nur einen sieht er stehen
am schraubt Stock ganz allein,
der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
16.
Zum Doktor sagt ein Mädel:
„Ich hab’ es so im Mag’n,
aß, glaub’ ich, zuviel Knödel,
die kann ich nicht vertrag’n.“
Der Arzt erhört ihr Flehen,
schaut in den Magen rein:
„Da muß wohl aus Versehen
was reingekommen sein.“
 
17.
Es gibt so manche Frauen
mit herrlicher Figur.
Doch sag ich’s im Vertrauen:
„Nicht alles ist Natur!“
Sie nehm’s vor’m Schlafengehen (auf den Busen deutend)
was raus und schließen’s ein,
das muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.

18.
Als wir 'nen Putsch erlebten,
hab'n manchen wir geschnappt.
Doch gehen, nachdem wir strebten,
den hab'n wir nicht „gekappt“.
Stolz flog er in die Höhen,
nach Schweden flog er rein.
Der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
19.
Ein Herr liest: „Echte Weine!
In Flaschen, frei in’s Haus.“
Er kauft, dann trinkt er eine
und spuckt sie wieder aus.
Krümmt sich vor Ach und Wehen –
„Ein Regenwurm im Wein!“
Der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
20.
Ein Mann ruft schon drei Stunden
den Arzt durch’s Telephon.
Stets wird er falsch verbunden,
es ist der reinste Hohn.
Zum Dr. will er gehen:
„Hier Tierschutz!“ hört er schrei’n;
der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.
 
21.
Zur Küche kommt ganz plötzlich
die Frau in schnellem Gang.
Da find’t sie, wie entsetzlich,
’nen Mann im Küchenschrank.
Die Köchin soll gestehen,
doch die schwört Stein und Bein:
„Der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein.“

22.
Im Reichstag hüben – drüben –
hat viel verändert sich.
Erzberger ist geblieben
und nun kam Helfferich.
Seh'n die sich beide stehen,
ruft jeder von den zwei'n:
„Der muss wohl aus Versehen
da reingekommen sein.“

23.
Es sitzt an hoher Stelle
jetzt mancher sicherlich.
Verwechselt die vier Fälle –
verwechselt „mir“ und „mich“.
Doch übt er ein Vergehen,
verwechselt „Mein“ und „Dein“,
dann muss ja aus Versehen
da reingekommen sein.
 
24.
Noch manches könnt’ ich bringen
nach nämlicher Idee.
Doch will ich nichts mehr singen,
Ihn’n tun die Ohren weh.
Bleib’ ich noch länger stehen,
schrei’n alle im Verein:
„Der muß wohl aus Versehen
da reingekommen sein!“

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.