Das sind die Richtigen, die hab' ich gern!
Gegen die Miesmacher!
Original-Vortrag. Text Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 277
1.
Im Kriege heißt's: „Den Feind bedroht
und immer feste drauf!“
Und hier daheim heißt das Gebot:
„Tut euren Beutel auf.“
Ja, anders geht es nicht –
Zahlen ist unsre Pflicht.
Drum tönt's von der Armee:
„Greift in das Port'monnaie!
Wenn ihr kein Geld verschafft
dem, der im Felde schafft
fällt uns das Siegen schwer –
Krieg kommt von kriegen her“
drum zahl'n wir alle gern:
doch es gibt ein'ge Herrn,
die jeden Erdentag
seufzen – wie's werden mag –
denen 's heut Sorgen macht,
was der Staat morgen macht.
Beim Zieh'n des Port'monnai's
werd'n sie nervös!
Sehr leicht erkennt man die,
„Miesmacher“ nennt man sie,
die mit Gezeter schrei'n:
„Wie wird's erst später sein!
Wer zahlt die Steuern bloß,
die ungeheuer groß!“
So sag'n die Herr'n schon heut –
's gibt solche Leut. –
All' diese Herr'n –
das hätt' ich gern –
müssten die Helden seh'n,
die jetzt im Felde steh'n.
Sich für uns schlagen!
Dann würd'n sie sagen:
„Wenn die gewinnen, die alles riskier'n,
dann woll'n wir gerne ein wenig verlier'n.“ – –
Hier dünkt sich mancher groß,
zahlt er ein bisschen bloß.
Ja, es soll Leute geb'n,
Leute, die heute leb'n,
die lamentieren,
wenn sie verlieren.
Und die jetzt grienen,
wenn sie verdienen –
all' diese wichtigen, sehr netten Herrn,
das sind die Richtigen, die hab ich gern!
2.
Im Kriege heißt es: „Lernet um!“
Den meisten fällt's nicht schwer.
Doch ein'ge Leut' – das find' ich dumm –
geh'n jetzt nervös umher.
Sehr leicht erkennt man die,
„Miesmacher“ nennt man sie,
die nichts ertragen woll'n,
die nichts entsagen woll'n,
nichts davon wissen woll'n,
dass sie was missen soll'n.
Bei kleinen Mängeln schon
fall'n sie vom Stengel schon.
Den'n ein Malheur gescheh'n,
wenn sie 'n Schofför nicht seh'n,
die da 'ne Buße seh'n,
wenn sie zu Fuße geh'n.
Die ihrem Schneider groll'n,
wenn sie sechs Kleider woll'n,
und wenn der Schneider spricht:
„Ohne Schein, leider nicht!“
Die ein Gekreisch gemacht,
wird mal kein Fleisch gebracht
die ungeheuer schrei'n,
wenn leer der Eierschrein.
Die ganz unwillig dann,
kommt keine Millich an,
die schon ums Futter bangt,
wenn nicht die Butter langt.
Die gleich 'nen Schreck bekomm'n,
wenn sie kein'n Speck bekomm'n,
die wie die Schlucker steh'n,
wenn sie kein Zucker seh'n,
wenn der Kaffee nicht da
oder zu wenig da,
die schon die Sorge quält,
wenn die Cichorje fehlt.
All' diese Herr'n –
das hätt' ich gern –
müssten die Helden seh'n,
die jetzt im Felde steh'n.
Die schrei'n nicht nach Kaffee,
nicht nach Cichorjen.
Die hab'n da draußen
ganz andere Sorgen.
Hier dünkt sich mancher groß,
fehlt ihm ein bisschen bloß.
Wegen 'ner Kleinigkeit
stört er die Einigkeit
die hier nervöse sind
und hier gleich böse sind,
die nichts ertragen –
nichts wollen meiden –
und die da Klagen,
ohne zu leiden:
All' diese wichtigen, sehr netten Herr'n,
das sind die Richtigen, die hab' ich gern!
3.
Im Kriege heißt's: „Wir halten durch!“
Weil auf den Sieg wir bau'n.
Dem Kaiser und dem Hindenburg,
den'n woll'n wir fest vertrau'n.
Ja, wir sind wohlgemut,
Ende gut – alles gut!
Doch ein'gen – überklug –
geht's oft nicht schnell genug.
Sehr leicht erkennt man die,
„Miesmacher“ nennt man sie.
Die wissen überschlau
alles genau!
Die ihr voll Tücke seht,
wenn's mal zurücke geht.
Wenn's mal nicht schnelle geht,
nicht von der Stelle geht. –
Geht's mal nicht Schlag auf Schlag –
hör'n die nicht Tag auf Tag
irgend ein Sieg'sgetös' –
sind sie nervös!
Denen fällt alles ein,
ohne dabei zu sein.
Sitzen beim Biertisch –
beim Politisiertisch,
schlag'n hier den Vierverband,
schwärm'n für den Bierversand,
Siegen hier mit Hurra
und sind gar nicht da!
All' diese Herr'n –
das hätt' ich gern –
müssten die Helden seh'n,
die jetzt im Felde steh'n.
Dann würd'n sie sagen:
„Solch eine Schlacht
ist doch etwas anders,
als wir uns gedacht.“
Hier bei der Redeschlacht
schlagen sie jede Schlacht,
dring'n auf den Gegner ein,
schneller wie Falkenhayn.
Voller Wucht packen se'n
kräft'ger wie Mackensen.
Hier komm'n sie früher durch, wie Hindenburg!
Die da sitzen und prahlen
in Kneiplokalen –
die falsch kommandieren
bei echten Bieren.
Die da rufen: „Ich will's!“ –
Beim Pils.
„Damit uns nicht die Geduld reiß' –
beim Schultheiss.
Die die Feinde lynchen –
beim Bier aus München,
die ganz London zerschellen –
beim „Dunklen“ und „Helle“.
Die den Grey zerreißen –
bei 'ner kleinen „Weißen“,
die beschimpfen den Joffre –
beim „Palzenhofer“,
die alle verkloppen –
beim sechsten Schoppen,
die die Taten beraten –
beim siebten Spaten,
die da kommen in Zorn –
bei „Pschorr'n“,
und die da siegen –
bei „Siechen“,
all' diese wichtigen, sehr netten Herrn,
das sind die Richtigen, die hab ich gern!