Von St. Louis zurück!Von St. Louis zurück


Original-Szene von Otto Reutter
Teich/Danner Nr.150

Der vortragende tritt in Fantasie-Kostüm eines Yankees auf. Auf der Bühne steht ein Tisch oder Gestell mit denjenigen Gegenständen die im Laufe des Vortrags erwähnt und gezeigt werden. Diese Gegenstände sind:
1. eine Tabakspfeife
2. ein Bild: Sahara-Kaiser auf Kamel
3. zwei Münzen: Thaler und 5 M Stück
4. Damenbluse mit langen Ärmeln
5. Kinderspielzeug: Hampelmann, Trommel, Weise, Schiff
6. 2 große Fingerringe
7. ein Violinenbogen, bei welchen der Haarbezug nur oben befestigt ist
8. ein großer Stein, weiß getüncht, einen Marmorblock darstellen
9. eine Verfassungsurkunde, nur auf einer Seite beschrieben
10. 3 Bilder
11. ein Buch. Wickelkind und Soldatenmütze
12. eine Reihe Kotillon-Orden. Ein großes, elegant gebundenes Buch
13. eine große und eine kleine Krone. Eine Militärhose

Auftrittslied


Ich komm jetzt von drüben herüber.
St. Louis , wie bist du so schön!
Die Ausstellung dort ist vorüber Mann
hab nie eine schön're gesehen!
Oh wie schön ist das Reich
drüben überm „großen Teich“,
wo die Menschen alle gleich,
ob sie arm sind oder reich,
wo die Freiheit noch herrscht,
wo sich niemand beugt duckt,
wo der Milliardär verachtend
auf den armen Rothschild spuckt.
Drum möcht ich Ihnen raten:
besuchen Sie die Staaten!
(Fragt jemand aus dem Orchester oder aus dem Publikum)
War'n Sie schon in St. Louis?
(Antwort des Befragten: Nein!)
O, pfui, pfui, pfui!
O, schönes Land am Meer,
o, schönes Land am Meer,
O, schönes Land Amerika,
Mi-ma-merika,
wie lieb ich dich so sehr!
Als man die Ausstellung eröffnet vor'ges Jahr,
war noch nicht ausgepackt, beim sah keinen Clou,
und als man im Dezember endlich ziemlich fertig war,
da kam der Roosevelt und macht die Klappe zu.

Couplet.

1.
Mit diesen Sachen hier, da bin ich drüben
bis zu dem Schluss der Ausstellung geblieben.
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten,
da zeigte ich verschied'ne Seltenheit.
Die Friedenspfeife hatte ich vom Zaren,
draus wollt sehr brauchen mal vor ein'gen Jahren.
Jetzt trägt er nach der Pfeife kein Verlangen,
denn ihm ist längst das Feuer ausgegangen.

2.
's wohnt der Sahara-Kaiser in der Wildnis.
Der schickt mir aus der Wüste er sein Bildnis.
Von Schönheit sieht man auf dem Bild sehr wenig,
Wüst sieht er aus, – drum ist er Wüstenkönig.
In seinem Reich und keine Menschenseele,
denn seine Untertanen sind Kamele.
Wer hier das größere Kamel von beiden,
ist auf den Bildern schwer zu unterscheiden.

3.
Der preuß'sche Thaler soll jetzt bald verschwinden.
Man wird in Zukunft nur'n Fünfmarkstück finden.
Doch für den Thaler schwärm'n noch viele Leute.
Wer da im Recht ist, will ich zeigen heute.
Zum Beispiel, ich ging heute hier spazieren.
nen Thaler wollt ich da ner Maid spendieren.
Sie nahm ihn an und freut sich auch darüber,
doch dann sprach sie: „'n Fünfmarkstück wär mir lieber!“

4.
Verschied'ne Kleider habe ich hier liegen,
denn Kleider sammeln macht mir ein Vergnügen.
Besonders bei den jungen Damen – leider –
da schwärm ich sehr für abgelegte Kleider.
Wer diese Bluse trägt, der kommt in Nöten,
der kann sich sehr leicht auf die Arme treten.
Auch dies Reformkleid stellt ich hier im Saal aus,
das sieht von vorn und hinten ganz egal aus.

5.
Auch für die Kinder hab ich was im Lädchen.
Der Hampelmann ist für die kleinen Mädchen.
Auch alte Jungfer sah ich danach fassen,
die woll'n doch auch nen Mann mal zappeln lassen.
Hier trommeln, Pfeifen für die kleinen Knaben
selbst kleine Schiffe könn'n Sie von mir haben.
Heut frug ein Junge mich, so halb im Spotte:
„Da hab'n Sie wohl den Rest der russ'schen Flotte?“

6.
Tait's Diamanten werden niemals schlechter.
Der Ring ist beinah echter als ein echter.
Wenn man ihn täglich putzt, dann glänzt er immer.
Mir tun die Augen weh von dem geflimmert.
Sechs Mark gekostet haben erst die Steine,
dann fünf, dann viere, dreie, zwei und eine.
Ich muss gesteh'n, der Preis ist wirklich schandvoll,
für 50 Pfenn'g gibt's bald die ganze Hand voll.

7.
Prinzessin Chimay , wie Sie alle wissen,
die hat jetzt ihr'n Begleiter rausgeschmissen.
Zu einem andern ist sie übersiedelt.
Der arme Kerl, der hat nun ausgefidelt.
Die Geige ist in Trümmern gleich geflogen.
Hier ist der Rest von seinem Fiedelbogen.
Das Spiel ist aus und alle Flöten schweigen.
Mit solchem Bogen lässt sich nicht gut geigen.

8.
Der Marmorblock, den auf den Tisch ich setzte,
der ist sehr rar, es ist der allerletzte.
's ist nichts zu haben mehr von dieser Ware,
es wird zu viel verbraucht im letzten Jahre.
Ein jeder möcht nun diese selt'ne Chose.
Doch den Stein kriegt kein Russe, kein Franzose,
kein Engeländer und kein Italiener –
den kriegt Berlin, denn so viel Zeit mir keener!

9.
Graf Bülow schwärmt bekanntlich für Lektüren.
Den „Büchmann“ hier benutzt er zum zitieren.
Und wenn ihm irgendwas nicht recht gelungen,
so schickt man ihm „Bismarcks Erinnerungen“.
Den russ'schen Zar bat ich um Überlassung
der allerneu'sten russischen Verfassung.
Hier (die beschriebene Seite zeigend) steh'n die Pflichten drauf für seine Knechte
und auf der anderen Seite steh'n die Rechte. (Die leere Seite zeigend)

10.
Jetzt will ich Ihnen an verschied'nen Bildern
die preuß'sche Kunst ganz klar und deutlich schildern.
Hier dieses Bild von Liebermann ist mystisch.
Nein, lieber Mann, das ist doch realistisch.
Auch dieses Bild von Lenbach kann nichts taugen,
man sieht ja weiter nichts als wie Augen.
Doch dieses Bild von Werner ist nicht übel,
denn der Maid stets den allerschönsten Stiebel.

11.
Jetzt kommt ein Buch, das sehr bekannt gewesen.
„Die kleine Garnison“ war viel gelesen.
Da fällt mir ein: In einem kleinen Städtchen,
da wohnte Lenchen, ein sehr nettes Mädchen.
Nun kamen aus dem kleinen Garnisönchen
sehr oft Soldaten zu den netten Lenchen.
Was war der Schluss? Das Lenchen blieb alleenchen
und jetzt hat sie ein kleines Garni-Söhnchen.

12.
Aus Deutschland hab hier ne Menge Orden,
die geh'n nach Westen, Osten, Süden, Norden.
Sie stiegen fort bis an die fernsten Orte,
man braucht oft zweie gleich von einer Sorte.
Hier dieses Buch – vom Opernhaus gelieh'n ist's,
Leoncavallo's „Roland von Berlin“ ist's.
Den Inhalt zeig ich nicht, verehrte Gäste,
denn gerad der Umschlag ist am Buch das Beste.

13.
Die große Krone mit dem gold'nen Knopfe,
die trug einst König Oskar auf dem Kopfe.
Zwei Länder hatte er – doch für das eine,
dass ihm noch blieb, genügt ne ganze kleine.
In dieser Hose, die sehr stark gefüttert,
hat Kuropatkin bei der Schlacht gezittert.
Von außen kann man das nicht konstatieren,
doch drinnen ist der Angstschweiß noch zu spüren.
(Es erscheinen zwei Bedienstete, welche den Tisch oder das Gestell nach dem Tempo der Schluss Musik hinaus tragen. Der vortragende marschiert hinterher und singt:)

Schluss Gesang.

So, nun zieh ich froh und heiter
mit dem ganzen Schwindel weiter.
Wollt ihr eine Rarität von meiner Reise,
dann kauft schnell, denn sonst erhöhe ich die Preise!

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