Monna vanna.
Parodistisches Potpourri von Otto Reutter.
Teich/Danner Nr.122
Jetzt will ich singen ’ne lust’ge Geschicht’
Von Monna Vanna, wer kennt sie wohl nicht?
Duftig und luftig wie’n Schmetterling
War diese Vanna von Maeterlink.
Ja der Mann von dieser Monna,
Der hieß Guido Colonna —
Ach, das reinste Himmelsmanna,
War ihm seine Monna Vanna.
Er war noch jung und rüstig, war höchstens dreissig Jahr,
Doch hatte er ’nen Vater, der bedeutend älter war.
Einst war in Pisa ’ne grausige Not,
’s gab nichts zu essen, kein Fleisch und kein Brot,
Vom Prinzivalli, da kam alsdann
Folgender Eilbrief in Pisa an:
"O Guido Colonna — schick’ Du mir Deine Monna —
Dann schick’ ich Fleisch und Brot — und aus ist Eure Not —
Dein Weib — Du kannst ihr’s sagen — braucht nur ’nen Mantel tragen —
Bekleidung habe ich nicht gern,
Ich lobe mir den Kern.
Monna Vanna, Wesen ohne gleichen,
Möchtest Du nicht in mein Lager schleichen?
O Colonna, lind’re meinen Schmerz,
Ich schick* Dir was für’n Magen — schick' Du mir was fur’s Herz.“
"Ach bleib’ bei mir und geh’ nicht fort" —
So sprach Colonna zu der Gattin dort
„Lass’ sie nur gehn,“ bat sein Papa,
„Im dritten Akt ist sie ja wieder da!“
„Dein Vater ist ein kluger Mann,“
Sprach die Monna Vanna dann —
„Häng’ mir den Mantel um, Papa —
Das And’re lass ich da!”
„So geh’!“ sprach der Alte „und rett’ uns geschwind,
Gute Nacht, Du mein herziges Kind.“
Gedankenschwer — schaut hinterher —
Der Colonna — seine Monna —
Seine Donna — ging davon — ah!
„Weine nicht, weine nicht,“ sprach sein Papa „nur nicht schelten,
Wir hab’n ja heut’ ’nen wannen Tag, sie wird sich nicht erkälten.“
Zweiter Akt Es sitzt im Zelt
Prinzivalli, dieser Held.
Plötzlich kommt sein Diener ’rein:
Und fängt stotternd an zu schrei’n:
„Herr, ein W-W-Weib, wie ich’s noch nie sah,
Kam soeben an aus P-P-Pi-Pisa!“
„Gut“ so sprach der Prinzivalli,
„Lass sie ’reinkomm’n, aber dalli!“
Siehste wohl, jetzt kimmt se —
Ihren Mantel nimmt se,
Hängt ihn fest um sich herum —
Prinzivalli schaut sich um.
„Komm’n Sie ’rein, komm’n Sie rein.
Komm’n Sie ’rein,
Komm’n Sie ’rein in die gute Stube.
Monna Vanna, wie bist Du doch so schön!
Ach Vanna, zu Dir ist mein liebster Gang,
Setz Dich nur neben mich auf die Bank.
Mädel ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite!
Wir sitzen so fröhlich beisammen —
Ja, so zwei, wie wir zwei, gibt’s keine zwei mehr!“
„Ich hab’ einen Kameraden,“
Sang Monna Vanna dann.
Wir hab’n — lass’ Dir’s gestehen, —
Uns früher schon gesehen,
Als ich noch im Flügelkleide
In die Mädchenschule'ging.
O schöne Zeit, o sel’ge Zeit!“
Er sprach: „Du trägst ein schönes Kleid,
Mach’ Dir’s bequem, Du bist erschöpft,
Verhalt’ Dich nicht so zugeknöpft.“
„Gefällt Dir mein Mantel?“ So frug sie ihn da,
Und er sagte: „Offen gestanden, ja!“
Da sah’ sie ihn so eigen an,
„Muss denn das sein, geliebter Mann?
Schau mir in’s Auge, dann siehst Du genug.
Denn in den Augen liegt das Herz,
Such’ nie Enthüllung anderwärts,
Die Hauptsach’ ist,“ so sprach sie mild —
„Ich habe Dir mein Herz enthüllt“
„Gut“ sprach er, „wenn ich das habe.
Leist’ ich auf weiteres Verzicht!“ — -
An der Quelle sass der Knabe,
Doch getrunken hat er nicht.
Dritter Akt. Frau Vanna nahm
Prinzivalli’n mit und kam
Zu Colonna’n dann nach Haus.
Ganz erstaunt rief dieser aus:
„Erst schickt er Ochsen, Küh’ und Kälber
Und jetzt, jetzt kommt das Rindvieh selber.“
Er ging zur Frau und frug sie barsch:
[Zwischenspiel.] „Wie war’sch?“
„Ach, er hat mich ja nur auf die Schulter geküsst!“
Da lacht Colonna und er spricht:
„Was Du mir sagst, das glaub’ ich nicht,
Es will mir nicht zum Kopf hinein,
Wie könnt’ ein Mensch so’n Ochse sein!“
Da kam der alte Vater
Und sagte: „Es ist klar —
„’s ist Alles wie’s gewesen,
Es ist Alles, wie es war.“
Colonna und der Alte dann,
Die fingen sich zu streiten an:
„Du hast ein Weibchen keusch und rein!“
„Weisst Du das so genau?“ —
„Kein Engel könnte reiner sein!“
„Weisst Dir das so genau?“ —
„Der Feind war brav, nichts Böses tat er!"
„Weisst Du das so genau?“ —
„O hör’ auf mich, denn ich, ich bin Dein Vater!“
„Weisst Du das' so genau?“ —
Der Colonna tobte,
Weil er’s doch nicht gloobte
Und er sprach: „Ein Schurke war er doch!
Drum an diesem Orte
Höret meine Worte:
Prinzivalli kommt heut’ Nacht in’s Loch!“
„Ja, das soll geschehen,“
Fing sie an zu flehen,
Denn er war ein Schuft, geliebter Mann.
Drum für sein Verbrechen,
Werde ich mich rächen“ —
Und zum Prinzivalli sprach sie dann:
„Komm’ mit, komm’ mit,
Komm* mit, komm’ mit
Ich will Dir was schönes sagen“ —
Und Prinzivalli schaut sie an, als wollte er sie fragen:
„Du bist doch sonst nicht so!
Du bist doch sonst nicht so!
Mal bist Du traurig und mal froh,
Mal bist Du so, mal bist Du so!"
Dann gingen beide fort
An einen dunklen Ort
Und der Papa sah hinterdrein
Und sang zum Schwiegertöchterlein:
„Schlaf Kindchen, schlaf!
Dein Mann, der ist ein Schaf,
Ich wünsch’ Dir angenehme Ruh!“
Nun fällt der Vorhang zu.