Teich/Danner Nr. 124


1. Ach, die Tiere hab‘ns oft besser als die Menschen auf der Welt!
Mancher Mensch, der plagt jahrein sich und jahraus,
doch die Tiere haben‘s besser, brauchen weder Gut noch Geld,
hab‘n auch sonst mancherlei vor uns voraus,
Mancher Mensch zum Beispiel plagt sich mit der Flugmaschine ab,
er will fliegen lernen, doch er kann es nicht.
Und die allerdümmste Gans
fliegt, zwar wenig, doch sie kann‘s.
Ja ein Glühwurm fliegt selbst nachts - mit eignem Licht.
Ach, die Tiere hab‘ns oft besser als die Menschen auf der Welt!
Jeder Dachs hat seine Höhle, jeder Maulwurf hat sein Feld,
jeder Fisch, der schwimmt im Wasser, ach, wie freut der heute sich,
denn so‘n Fisch wird immer nasser und schwitzt nicht halb so als wie ich!

2. Wenn ein Tier zu viel geplagt wird, meldet sich der Tierschutz gleich.
Wenn ein Mensch geplagt wird, sagt man keinen Ton.
Jeder Affe kommt im Urwald leicht auf einen grünen Zweig,
jedes Rindvieh beißt ins Gras und lebt davon!
Ach, der Mensch muß sich bekleiden, ob er Geld hat oder nicht,
wer‘s nicht tut, der wird bestraft, den sperrt man ein
und ein jedes Schweinchen geht
so wie‘s ist, von früh bis spät,
ohne daß ein Mensch ihm sagt: „Du bist ein Schwein!“
Ach, die Tiere hab‘ns oft besser als die Menschen auf der Welt!
So ein Vogel fliegt zum Süden, wenn der Norden ihm mißfällt.
Ja, sogar nach seinem Tode hats ein Vogel noch sehr gut:
Unsereins kommt in die Erde - er kommt auf ‘nen Damenhut!

3. Mancher Mensch hat Nahrungssorgen, wird verfolgt vom Mißgeschick,
doch ein Tier, das frißt sich durch, auch ohne Geld.
Selbst ‘ne Schnecke, die doch langsam vorwärts kommt, hat‘s meiste Glück
die kommt gleich als Hausbesitzerin zur Welt.
Auch der kleinste Käfer hat von Nahrungssorgen nichts gehört,
schon ein Tröpfchen Blut von uns, das macht ihn froh.
Er hüpft vergnügt herum im Hemd,
keine Gegend ist ihm fremd.
Ja, so‘n Tierchen, das lebt wirklich „comme il floh“!
Ach, die Tiere hab‘ns oft besser als die Menschen auf der Welt!
Vöglein sitzen auf den Zweigen, picken‘s Obst in Flur und Feld,
und so‘n Sperling auf der Straße, dieses weiß ein jedes Kind,
so ein Sperling pickt auch Äpfel, die schon abgefallen sind!

4. Eine Heirat macht den Menschen oft recht glücklich und recht froh
aber mancher Mensch, der fällt auch dabei rein.
Bei den Tieren gibt‘s das nicht - ‘ne Hochzeit gibt‘s da nirgendwo,
selbst die Zahmsten gehn ‘ne wilde Ehe ein.
Auf dem Hühnerhof zum Beispiel, wo der stolze Gockelhahn
manches Hühnchen rupft und sich die Zeit vertreibt
ja, so ‘n Huhn, das sitzt dabei,
legt gedankenlos ein Ei,
ohne daß vor Zorn sich eine Feder sträubt.
Ach, die Tiere hab‘ns oft besser als die Menschen auf der Welt!
So ein Hahn, der geht zum zweiten, wenn ihm‘s erste nicht gefällt.
Mancher Ehmann denkt voll Wehmut: Könnt’ ich nur dasselbe tun!
Wär‘ ich an des Hahnes Stelle, hätt‘ ich längst ein andres Huhn!

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