's ist doch schön, so bequem, ist ja riesig angenehm.
Original-Vortrag. Text und Melodie von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 375
 
1.
Heute wird uns alles sehr bequem serviert,
Zeitung’n werd’n im schnellsten Tempo offeriert.
Schließlich komm’n sie jede Stunde,
pro Minute, pro Sekunde,
und du liest schon heut, was morgen erst passiert.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm:
Ist hier ’n Humorist gewesen,
kaufst du schnell ein Zeitungsblatt –
geht er ab, kannst du schon lesen,
wie er dir gefallen hat.
 
2.
Mancher Deutsche kennt die fremden Sprachen nicht.
Tausend Worte lernen macht man ihm zur Pflicht.
Englisch, Spanisch bald erreicht er
und Französisch ist noch leichter,
weil der Deutsche so schon halb französisch spricht.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm –
’s Wörterbuch im Kopfe habend
lernst du nachts in einer Tour –
abends sagts du noch „Gut’n Abend!“,
morgens sagts du schon „Bon jour.“

3.
Neue Häuser werd’n auf auf Rollen bald gestellt,
schiebst sie weg, wenn dir ’ne Gegend nicht gefällt.
Doch, die Spitzbuben, die Schieber,
die verschieb’n das Haus noch lieber,
schieb’n dich nachts mitsamt dem Hause durch die Welt.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm –
Zu der Stunde der Gespenster
stehl’n sie ’s Haus, in dem du thronst,
guckst du morgens aus dem Fenster,
weißt du gar nicht, wo du wohnst.

4.
Eine Nordpolfahrt macht künftig nur Effekt,
als Vergnügungstour, die keinen mehr erschreckt.
Kannst den Nordpol bald durchmessen –
steigst ins Flugzeug - Mittagessen,
und beim letzten Gang, da hast du ’n schon entdeckt.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm –
Die Entfernung ist dir schnuppe -
setz dich hin zu Trank und Speis:
Bei der Abfahrt kriegst du Suppe
und am Nordpol kriegst du Eis.
 
5.
Die „Rakete“ hatte anfangs zwar Malheur,
doch ’ne Änd’rung fällt Herrn’n Opel gar nicht schwer.
Und bald saust du mit ’nem Opel
von Paris bis Philippopel
und rast immer mehr und mehr bis übers Meer.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm –
welche Gunst wird dir erweisen,
wenn durch die Länder tost,
in Europa mußt du niesen,
und in Asien sag’n sie: „Prost!“
 
6.
Durch das Fernbild kannst du in die Ferne seh'n,
brauchst zum Beispiel gar nicht nach dem Rennplatz gehn.
Kannst von fern die Pferde prüfen,
siehst noch ferner: Ferner liefen –
bist du Boxer, brauchst du nicht im Ring zu stehn.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm -
boxt zu Hause voll Int’resse,
lädst von fern den Gegner ein -
kriegst du eine in die Fresse,
brauchst du nicht dabei zu sein.
 
7.
Sucht der Mann ’nen Scheidungsgrund, dann gibt er acht,
schaut durchs Fernbild auf die Frau bei Tag und Nacht.
Hat sie fern ’nen andern gerne,
ist er nah und doch so ferne,
und sieht alles, was der andre mit ihr macht.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm –
Aus der Ferne siehst du heiter,
wie der zärtlich wird und keck –
wenn’s dir Spaß macht, guckst du weiter,
wenn’s dich ärgert, guckst du weg.
 
8.
Die Doktoren schreiten vorwärts allerwärts,
operieren schmerzlos - ohne eig'nen Schmerz.
’s gibt Ersatz für alle Glieder,
selbst das Herz ersetzt man wieder,
manches Mädel hat schon heut ein falsches Herz.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm -
mit den Nieren ist’s nicht anders –
ist ’ne Niere alt und krumm,
gibt’s ’ne and’re und du wanderst
mit ’ner Wanderniere rum.

9.
Was die Ärzte alles ausprobieren heut –
schaffen künstlich Kinder bald in kurzer Zeit.
Soll der Storch zum Frauchen fliegen,
braucht sie bloß ’ne Pille kriegen -
mancher ält’re Eh’mann ist dann sehr erfreut.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm -
will sie ’n Kind, kriegt sie ’ne Pille
für ’ne Tochter oder ’n Sohn,
und sind Zwillinge ihr Wille
gibt’s ’ne doppelte Portion.
 
10.
Eine neue Damenmode bald beginnt,
man MALT ihn’n die Kleider auf den Leib geschwind.
Solch ein Kleid - mit heut' verglichen –
sitzt ganz glatt, wie angestrichen,
’s hat nur Falten, wo schon vorher Falten sind.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm,
ist dir was daran gelegen,
sie zu sehen ganz intim,
gehst du mit ihr aus beim Regen,
dann verliert sie ihr Kostüm.
 
11.
Gase gibt es jetzt, die wirken kolossal.
Käm’ jetzt Krieg, dann stürb’n wir alle auf einmal.
Immer einzeln mit den Waffen
jeden aus dem Wege schaffen,
das hält unnütz auf, drum macht man’s radikal.
’s ist doch schön, so bequem,
ist ja riesig angenehm -
sitzt vergnügt in der Etappe,
ohne Ahnung, was dir droht¬
legst dich abends in die Klappe,
wenn du aufwachst, bist du tot.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.