Lasst sie hungern.
Original-Couplet. Text und Musik von Otto Reutter
Teich/Danner Nr. 287

1.
England dacht' und auszuhungern,
doch 's hat sich verspekuliert.
Unsre U-Boot-Schiffe lungern,
Deutschland hat sich revanchiert.
Kommt ein Schiff aus Feindeslanden,
geht die ganze Fracht zuschanden
wenn die Schiffe untergehn,
sagt der U-Boot-Kapitän:
„Lasst sie hungern, lasst sie hungern,
wie du mir, so tu' ich's dir.“
Lieber Kapitän, nur munter,
knall'die ganze Mahlzeit runter,
lass sie hungern, lass sie hungern,
sag' dem Vetter voll Pläsier:
„Jetzt bist du, geliebter Vetter,
auch nicht fetter als wie wir.“

2.
In gewissen Nachbarsländern
hat man uns nicht gern gespeist.
Wenn wir, um uns zu verändern,
jetzt im Sommer hingereist.
Als noch Friede aller Orten,
war'n wir sehr willkommen dorten.
Später werd'n wir's wieder sein.
Doch dann stell'n wir uns nicht ein.
Lasst sie hungern, lasst sie hungern
nach dem Geld vom Preußenland.
Wenn Sie rufen, sag'n wir: „Preußen
hat jetzt selber was zu beißen.“
Lasst sie hungern, lasst sie hungern
die uns jetzt nicht gerne seh'n,
soll'n uns später gerne haben,
in der Heimat ist es schön.

3.
Zwei Uhr nachts, wie niederträchtig,
kam ein Eh'mann jüngst nach Haus.
Noch so spät, das ist verdächtig,
denn halb zwölf ist alles aus.
„Liebes Frauchen“, tat er sagen,
„hab' seit Mittag nichts im Magen,
steht noch Abendbrot für mich?“
Diesem Weibchen rate ich:
Laß ihn hungern, laß ihn hungern!
Wird ihm schlecht, dann sage ihm:
„Wo bist du so lang gesessen?
Hätt'st du lieber da gegessen.“
Laß ihn hungern, laß ihn hungern,
sag': „Du hast die Zeit verpaßt.
Nun hol' dir man da die Kräfte,
wo du sie verloren hast.“

4.
Manchem Eh'mann möcht ich sagen:
„Hast du eine böse Frau,
die da schimpft an allen Tagen,
die den Streit liebt und Radau –
abends möcht' sie sich versöhnen,
möcht' den Abend dir verschönen –
schaut sie dich dann zärtlich an,
bleibe kühl und sei ein Mann!
Laß sie hungern, laß sie hungern,
sage gähnend: „Gute Nacht,
hast du mich noch was zu fragen,
kannst du mir's ja morgen sagen.“
Laß sie hungern, laß sie hungern,
wünsch' ihr angenehme Ruh'
sag': „Ich schlaf' heut auf dem Sofa“ –
und dann mach' die Türe zu.

5.
Mancher, den man arm einst kannte,
steht jetzt plötzlich glänzend da –
und nun melden sich Verwandte,
die er früher niemals sah.
Ach, die denken nur ans Erben,
wünschen bloß: „Ach, möcht' er sterben!“
Diesem Mann mach' ich zur Pflicht:
„Werde krank, doch sterbe nicht!“
Laß sie hungern, laß sie hungern –
stehn sie weinend dann am Bett,
sag': „Ich kann euch nicht verlassen,
euer Schmerz wär' nicht zu fassen.“
Laß sie hungern, laß sie hungern,
sag': „Es eilt mir nicht so sehr –
wenn ich's Geld verpulvert habe,
dann kommt, bitte, wieder her.“

6.
Manches Mädchen möcht' ich warnen:
„Nimm vor Männern dich in acht.“
Alle möchten dich umgarnen –
du fällst rein, ehe du's gedacht.
Schwört dir mancher auch vermessen,
er möcht' dich vor Liebe fressen,
ei, da lach' ihm ins Gesicht –
aber – fressen laß dich nicht.
Laß ihn hungern, laß ihn hungern,
gib ihm nicht das ganze Stück,
gib ihm hier und da ein Küßchen –
gib ihm nicht das letzte Bißchen –
laß ihn hungern, laß ihn hungern,
sag' ihm: „Heirat' mich vom Fleck!“ –
Denn sonst frißt er vorher alles,
und wenn er satt ist, geht er weg.

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Einlage im Notendruck:
Neue Verse zu: Lasst sie hungern.
(Vers 1 und 2 fallen als veraltet fort)

1.
Vor der Hochzeit - dieses weiß ich
aus Erfahrung ganz genau,
sind die Mädchen lieb und fleißig –
doch sie ändern sich als Frau.
Drum, wenn du 'ne Braut gefunden,
halt' sie fest, recht viele Stunden,
denn, sobald ihr erst getraut,
ist sie nicht mehr deine Braut.
Laß sie hungern, laß sie hungern!
So gut kriegst du's niemals mehr.
Will zum Standesamt sie wandern,
schieb's von einem Tag zum andern.
Laß sie hungern, laß sie hungern!
Läßt sie schließlich keine Ruh',
sag ihr: „nimm dir einen andern,
ich bleib draußen und guck zu!“

Letzte Strophe

Oft kann Leute man erblicken,
hetzend durch die Straßen geh’n,
die sich von der Arbeit drücken –
bitte, mich nicht mißversteh’n!
Nicht die Leute will ich nennen,
die da wollen und nicht können.
Nein, den Leuten gilt mein Groll’n,
die zur Zeit nichts schaffen woll'n.
Laßt sie hungern, laßt sie hungern,
Den Soldaten gebt das Brot,
Invaliden, Arbeitswill’gen –
andern ist nichts zuzubill’gen.
Laßt sie hungern, laßt sie hungern!
Dann gibt’s Ruh in jeder Stadt,
denn wenn sie sich Brot verdienen,
krieg’n sie was, dann sind sie satt.

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